Mahmud Asrar

 

Der aus Ankara nach Wien übersiedelte Comic-Zeichner Mahmud Asrar wurde im Zuge der „Neuordnung“ der Marvel-Comic-Helden-Welt („Secret Wars“) als Zeichner der neuen Avengers-Serie „All-New, All-Different Avengers“ bekannt gegeben. Er hat damit den Sprung an die absolute Spitze der Marvel-Zeichner geschafft. 

Wir haben ihn zu seinem Leben und Arbeiten in Wien und für Marvel ein paar Fragen gestellt:

Wie lange zeichnest du schon Comics?

Ich zeichne, so lange ich zurückdenken kann.

Bist du Autodidakt oder warst du in einer speziellen Schule?

Ich habe an der Uni Kunst studiert und besitze ein Diplom in Animation. Danach hat mich in meiner Karriere jedoch nie jemand gefragt. Eine Ausbildung ist sinnvoll, obwohl ich glaube, dass jeder versierte Künstler Autodidakt ist. Du kannst es nicht lernen, wenn du nicht den „drive“ hast dich selbst zu lehren und zu lernen.

Wie ist dein Workflow? Analog oder digital?

Ein bisschen von beidem. Heute mache ich die Layouts digital und finishe/inke die Seiten auf Papier. Wenn ich unterwegs bin, arbeite ich nur digital. Ich habe einen Hang zum traditionellen Zugang. Aber das ist alles ein Mittel, um Kunst zu schaffen – egal mit welchem Medium.

Hat Marvel dich „entdeckt“ oder hast du dich dort als Zeichner beworben?

Ich habe gerade an Dynamo 5 gearbeitet, als CB Cebulski erstmals an mich herantrat, um mich für Marvel zu engagieren. Danach arbeitete ich immer wieder mal für sie, aber ich zeichnete auch für viele andere große Verlage. Vor etwa einem Jahr unterschrieb ich einen Exklusiv-Vertrag mit Marvel und zeichne seither nur noch für diesen Verlag.

Wie siehst du die Comicszene (in Österreich)?

Ich bin immer noch neu hier, also habe ich mich noch nicht im Detail schlau gemacht. Aber was ich bislang sehe: Es gibt viele Comic-Läden und eine ordentliche Leserzahl in Anbetracht der doch kleinen Größe dieses Landes. Ich hoffe sehr, dass die Zahl der international anerkannten ZeichnerInnen in naher Zukunft steigen wird. Da spüre ich ein Potenzial.

Ist Wien ein guter Ort, um für große Verlage zu zeichnen?

Ich habe Glück, dass ich überall in der Welt und jederzeit zeichnen kann; so lange ich eine Basisausrüstung habe: einen Computer und eine Internetverbidung. Allerdings finde ich, dass Wien ein guter Platz ist, um zu tun, was ich tue. Eine Stadt durchdrungen von Geschichte und Kunst, was den Horizont jedes kreativen Individuums erweitert. Die Lage im Zentrum von Europa macht es einfach, in andere Länder zu Comic-Events zu reisen.

Ich verdanke meine Karriere dem Internet und email. Persönlich bin ich eher introvertiert. So ist es in manchen Zeiten leichter, durch das Schreiben in Kontakt zu bleiben. Das einzige Problem, eigentlich ein geringes, ist der Unterschied in der Zeitzone zum Verlagshaus.

Suchst du den Kontakt zu anderen Zeichnern, Zeichnerinnen?

Definitiv. Als Neuling in Wien freue ich mich darauf, meine sozialen Kreise zu erweitern. Und was gäbe es Besseres, als gleichgesinnte ZeichnerInnen zu treffen. Das wird mir hoffentlich auch helfen mein Deutsch zu verbessern.

Welche Tipps hast du für junge Zeichner, Zeichnerinnen, die durchstarten wollen?

Sei dir bewusst, dass es keine Abkürzungen gibt. Du musst hart arbeiten. Talent ist wichtig, aber zählt nichts ohne Jahre an Praxis und Arbeit. Lerne vom realen Leben und lerne alles zu zeichnen. Freunde dich mit anderen kreativen Menschen an und sorge dafür, dass man deine Arbeit im Internet finden kann. Ohne dabei jedoch aufdringlich zu sein. Fang klein an und behalte im Kopf, dass dich das zum Größeren und Besseren führen wird. Und nochmals: Arbeite hart!

Welche deiner Comicfiguren zeichnet sich am einfachsten (wie von selbst)?

Ich versuche, jene Comicfigur, an der ich gerade arbeite, zu meiner Lieblingsfigur zu machen. Ich habe keine besondere Bindung mehr zu fiktionalen Charakteren so wie früher. Insofern versuche ich meine Energie in den gerade aktuellen Charakter zu lenken.

Wieso bezeichnest du dich als Überlebender der Apokalypse (vgl. Blog-Subtitel)?

Ich habe ein eigenes Projekt, das ich erst realisieren muss. Dieser Subtitel bezieht sich darauf. Es wird eine post-apokalyptische Science-Fiction-Geschichte werden.

Wien ist …

so schön.

Wenn nicht Comiczeichner, dann…

würde ich die Welt niederbrennen.

Mein größtes Vergnügen…

Kunst machen, großartiges Essen essen, Computerspiele spielen, am Strand mit meiner Frau und meinem Sohn, schlafen.

Zombies sind…

eigentlich sehr nett, wenn du sie erst kennenlernst.

Mein Sohn wird einmal…

Weltherrscher!

Die ViennaCOMIX wird…

etwas, das ich entdecken werde.

Spiderman oder Batman?

Batman.
Link: mahmudasrar.com
Das Interview führte Marion Ziegelwanger und ist in Ausschnitten im Programmheft zur COMIX April 2015 nachzulesen.