Nicolas Keramidas

Nicolas Keramidas wirkte viele Jahre an Animationsfilmen wie ‚Tarzan‘ oder ‚Lilo & Stitch‘ im Walt Disney Studio in Paris mit. Mit „Mickey’s Craziest Adventures“ zeichnete Keramidas zusammen mit Lewis Trondheim 2016 die ungewöhnliche Interpretation der Disney Abenteuer. 

Anlässlich der Vienna COMIX 2018 haben wir ein Gespräch mit Nicolas Keramidas geführt. Das Interview ist auch im Programmheft nachzulesen.

Der Mann, der Mickey Maus schneller zeichnet als der Blitz: Wie lange brauchst du für eine Mickey Maus wirklich?

Nicolas Keramidas: Nicht sehr lange, da Mickey eine relativ leicht zu zeichnende Figur ist. Allerdings bin ich nicht immer glücklich mit dem Ergebnis, wenn ich ein Portrait von Mickey zeichne. Es wirkt zwar einfach, aber wenn zu viele der Details nicht passen, sieht es am Ende gar nicht mehr aus wie Mickey.

Nicolas Keramidas - MickeyHast du schon als Kind Mickey Maus gelesen oder gar gezeichnet?

Nicolas Keramidas: Viel gelesen. Immer wenn wir Freunde meiner Eltern besuchen gingen, kauften sie mir auf dem Weg dahin ein Mickey-, Dagobert- oder Donald-Buch. Ans Mickey-Zeichnen kann ich mich allerdings nicht erinnern.

Was fasziniert dich an der Maus aus dem Disney-Haus?

Nicolas Keramidas: Ich habe Mickey und ein paar andere Charaktere schon vor über 20 Jahren gezeichnet – während meiner Arbeit bei Disney. Es war also weder etwas Neues noch gab es Überraschungen für mich.

Ich habe wirklich viel über dieses Projekt nachgedacht, also wusste ich von Anfang an, in welche Richtung ich das Ganze steuern würde.

Wie ging es dir mit dem Verschmelzen der Welt von Mickey Maus mit dem Entenhausen der Duck-Familie?

Nicolas Keramidas: Um ganz ehrlich zu sein habe ich nie darüber nachgedacht, dass Mickey und Donald NICHT im selben Universum leben könnten. Witzig, in Frankreich ist das keine große Sache, dass sich diese zwei Welten vermischen. In anderen Ländern allerdings – speziell in Italien wurde mir erzählt – existiert dieser Gedanke überhaupt nicht. Für mich war das alles ganz natürlich.

Wie hast du Lewis Trondheim kennengelernt, mit dem du „Mickeys Craziest Adventures“ gemacht hast?

Nicolas Keramidas: Ich war schon ein Riesenfan seiner Arbeit lange bevor ich selbst Comics zeichnete. Als ich dann damit anfing, entwickelte sich langsam eine etwas engere Beziehung. Eines Tages hab ich ihn gefragt, ob er ein Donjon-Buch mit mir machen wolle und zu meiner Überraschung sagte er ja. Wir wurden Freunde und arbeiten weiterhin gelegentlich miteinander.

Wird es eine Fortsetzung von Luùna geben?

Nicolas Keramidas: Es sollte eine geben, aber ich weiß noch nicht wann. Ich will es nicht machen weil ich es muss, sondern weil ich es will. Kann also sein, dass es noch ein bisschen dauert, bis es sich „richtig“ anfühlt, es zu tun. Allerdings gibt es mittlerweile neun Ausgaben – da mache ich sicher auch noch eine Nummer 10.

Was sind die gravierendsten Unterschiede an der Arbeit beim Trickfilm und dem Comic-Zeichen?

Nicolas Keramidas: Der größte Unterschied ist die Anzahl der beteiligten Leute. An einem Kinofilm arbeiten etwa 1.000 Personen – an einem Comic-Band arbeite ich alleine, zu zweit oder zu dritt. Ich habe die Animations-Arbeit in einem Riesenteam sehr gemocht, aber mittlerweile ziehe ich die Arbeit an Comics vor.

Was denkst du über die Superhelden-Comic-Verfilmungen und glaubst du, bringen sie auch wieder mehr Menschen dazu Comics zu lesen?

Nicolas Keramidas: Ich mag sie und ich sehe sie mir auch gerne an, obwohl ich finde, dass es vielleicht zu viele davon gibt. Langsam verliere ich da ein bisschen den Überblick. Ich sehe sie mir weiterhin an, kann mich aber manchmal danach nicht mehr an die ganze Handlung erinnern. Und ob sich einen Film anzusehen beim Comics lesen hilft oder nicht kann ich nicht beurteilen.

Wie kamst du zum Comiczeichnen?

Nicolas Keramidas: Schon als sehr, sehr junges Kind wusste ich, dass ich Comics zeichnen wollte – ich habe es nur irgendwann vergessen und begonnen, in der Animation zu arbeiten. Nach zehn Jahren bei Disney erinnerte ich mich dann an meinen Kindheitstraum, die Comics. Also begann ich wieder zu zeichnen und hielt Ausschau nach Verlegern.

Hast du ein Vorbild unter den ZeichnerInnen weltweit? 

Nicolas Keramidas: Ich hatte immer viel zu viele Vorbilder, abhängig nach welchem Zeitpunkt man mich fragt. Im Moment wäre, glaube ich, Jamie Hewlett die richtige Antwort.

Zeichnest du lieber auf Papier oder direkt auf dem Computer? 

Nicolas Keramidas: Ganz klar Papier – und Direct Color (Zeichentechnik, Anm.). Natürlich verwende ich auch einen Computer, er hilft einem bei einer Menge unterschiedlichster Dinge. Aber nach einer Zeit merke ich, dass es jetzt zu viel wird und muss wieder zurück zu meinem Zeichenblock.

Wie viele Stunden pro Tag zeichnest du?

Nicolas Keramidas: Ich bringe mein Kind um 08:00 Uhr morgens zur Schule, fünf Minuten später sitze ich am Schreibtisch. Um 17:30 Uhr zurück zur Schule, für diesen Tag höre ich dann auf zu zeichnen – mit einer kleinen Mittagspause.

Du gehst selbst gerne auf Flohmärkten auf die Suche, was würdest du gerne finden, wenn schon nicht eine Schachtel mit alten Micky Maus Comic Heften?

Nicolas Keramidas: Nach alten Comicheften halte gar nicht Ausschau, steht auch so in meinem Buch. Was ich wirklich suche sind alte Spielsachen, die Freunde und ich hatten, als wir klein waren, wie He-Man, Goldorak, Lego, alte Roboter. Diese Dinge..

Und was kommt jetzt nach Mickeys Abenteuern?

Nicolas Keramidas: Im Moment arbeite ich an einem Donald Comic, und danach….

Wordrap

Die Vienna COMIX wird… Großartig! Hoffe ich…

Wien ist… mir im Moment noch völlig unbekannt.

Mickey Maus kann… alles sein!

Dagobert oder Donald? Donald – Dagobert sagt mir gar nichts.

Flohmarkt oder Comicshop? Beides.

Wenn nicht Comiczeichner, dann… Comiczeichner 🙂

(Interview Nicolas Keramidas / Vienna COMIX, 2018)